Was verdient ein Auszubildender im Maler- und Lackiererhandwerk? Wie hoch sind die Anforderungen in der Berufsschule? Und welche Aufgaben dürfen Auszubildende übernehmen? Diese und weitere Fragen standen im Mittelpunkt des ersten kreisweiten Aktionstages „Werde Maler“. Dazu hatten die Kreishandwerkerschaft Steinfurt-Warendorf (KH), das Jobcenter des Kreises Steinfurt und die Agentur für Arbeit Rheine am Freitag in das KH-BildungsCenter in Rheine eingeladen. Einige hundert Frauen und Männer – darunter viele Menschen mit Migrationshintergrund – kamen der Einladung nach. Sie informierten sich aus erster Hand bei Innungsfachbetrieben über Zugänge und Ausbildungsmöglichkeiten im Maler- und Lackiererhandwerk.
Dabei erlebten sie eine gezielte Beratung auf Augenhöhe. Denn viele der teilnehmenden Betriebe hatten ihre Auszubildenden als Ansprechpartner für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen mitgebracht. Einer von ihnen ist Ali Khamedi. Seit August absolviert der 23-Jährige Iraner eine Ausbildung im Betrieb von Paul Laukötter, Obermeister der Maler- und Lackierer-Innung im Kreis Steinfurt. Der junge Mann weiß aus eigener Erfahrung, was es bedeutet, als Flüchtling in einem fremden Land beruflich und gesellschaftlich Fuß zu fassen. Was er an seiner Arbeit mag? „Es ist ein gutes Gefühl zu sehen, was man geschafft hat und wie man ein Haus mit unserer Arbeit viel schöner machen kann“, erzählt er in sehr gutem Deutsch. Viele Besucher des Aktionstages kommen schnell mit dem jungen Mann ins Gespräch. „Weil sie sehen, dass ich auch nicht von hier bin“, sagt er.
Um diese Art von Begegnung auf Augenhöhe geht es den Veranstaltern des Aktionstages. „Wenn ein Auszubildender von seinen Erfahrungen erzählt, hat das eine ganz andere Wirkung, als wenn sich der Chef hierhin stellt“, weiß Paul Laukötter. „Anders als zum Beispiel bei einer Messe sollen bei einem Aktionstag die Betriebe und die Interessenten ganz schnell zusammenfinden und zum Beispiel Praktika oder weitere Termine vereinbaren“, so der Obermeister der Innung.
Günter Schrade, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft für den Bereich Bildung, ist mehr als zufrieden mit der Resonanz auf den ersten Aktionstag dieser Art. „Schon vor dem offiziellen Start war richtig viel los. Wir sehen, dass der Bedarf nach solchen gezielten Angeboten groß ist“, sagt er.
Jens Bökenfeld, Willkommenslotse der Kreishandwerkerschaft, hat den Kontakt zu Flüchtlingen in beruflichen Qualifizierungsprojekten, allgemeinbildenden Schulen und internationalen Förderklassen vermittelt. „Die Resonanz auf den ersten Aktionstag zeigt, dass das Angebot stimmt“, zieht er Bilanz. Die Kooperationspartner können sich gut vorstellen, vergleichbare Aktionstage in Zukunft auch für andere Branchen anzubieten.